Es ist eine Themenstellung, die in Kunstkreisen im mer wieder leidenschaftlich diskutiert wird:
Welche
Rolle können die Malerei oder Druckgrafik in unserer so multimedialen Gegenwart einnehmen? Sind
diese traditionellen künstlerischen Medien heute
noch relevant?
Für Christian Murzek besteht daran
kein Zweifel, und er gibt mit seinen faszinierenden
Bildentwürfen darauf eine überzeugende Antwort. In
vielfältigen formalen Versuchsanordnungen trans-
feriert der Künstler über die Technik des Siebdrucks
digitale Muster in collageartigen Formaten auf die
analoge Leinwand, um diese dann zeichnerisch und
malerisch weiterzuverarbeiten.
Computergenerierte Outputs aus Rechenprozessen und deren Manipulation stehen am Beginn; die
Auswahl der so generierten digitalen Strukturen
und Raster erfolgt nach rein ästhetischen Kriterien.
Der Künstler spricht in diesem Zusammenhang von
„zellularen Strukturen“, von Pixeln, die sich wie Zellen
verhalten, wachsen und ausbreiten. Ihre Transfor-
mation über den Siebdruck auf die Leinwand bringt
sie zur Ruhe, hält sie fest und entzieht sie so der
Flüchtigkeit des Moments. Dabei werden das binäre
Denken und Handeln des Künstlers sichtbar – digital
und analog treten in Dialog zueinander und sind nicht
mehr voneinander zu trennen.
Die Pixelästhetik erinnert an den Charme der ersten Heimcomputer aus den 1980er Jahren, aber auch an analoge Stickmustervorlagen der Textilindustrie. Doch die Oberflächen sind nicht perfekt. Subtile Farbgebung und Überlagerungen sowie bewusste „Fehler“ durch den Druck und malerische Eingriffe lösen die computergenerierte Sterilität auf und ver- leihen den Bildern die notwendige kompositorische Offenheit, die das analoge Medium auch einfordert. Bis zu zwanzig Schichten (die nur noch zum Teil sichtbar sind) lassen die Arbeiten plastisch wirken und geben ihnen Körper und Raumtiefe. Murzek erschafft eindrucksvolle Möglichkeitsräume, die facettenreich unsere erweiterte visuelle Wirk- lichkeit reflektieren. Wieso Malerei und Druckgrafik? Wegen solcher Bilder.
photo credits: www.kunst-dokumentation.com Mag. Manuel Carreon Lopez